
Fährt man von Bebelsheim in Richtung Wittersheim, so fallen einem direkt die großen Erbhöfe auf, die rechts von der Straße liegen. Diese Höfe, von denen es noch weitere im Bliesgau gibt (z. B. den „Geppkauler Hof“ bei Ormesheim und den „Hof am Römerturm“ bei Erfweiler-Ehlingen), sind historische Zeugen des Nationalsozialismus.
Der Bliesgau lag in der „Roten Zone“, also zwischen der französischen Grenze und der Hauptkampflinie des Westwalls und wurde nach dem Einmarsch deutscher Truppen in Polen (1.9.1939) zunächst evakuiert. Frankreich erklärte am 3. September Deutschland den Krieg. Den französischen Truppen gelang es auch, zeitweise auf deutsches Reichsgebiet vorzudringen und Häuser zu zerstören. Nach dem Frankreichfeldzug (10. Mai bis 25. Juni 1940) kehrten die Bewohner wieder in ihre Dörfer zurück. Ihnen bot sich ein verheerendes Bild. Ihre Häuser waren durch Granaten, Plünderungen und Witterungseinflüsse stark beschädigt worden.
Die deutsche Regierung setzte die zerstörten Dörfer nach ideologischen Gesichtspunkten instand, wobei die Dörfer nun den Anforderungen des künftigen Straßenverkehrs, dem verstärkten Einsatz von Landmaschinen sowie dem Platzbedarf des Militärs genügen sollten. Enge Dorfkerne passten da nicht mehr. In Folge kam es zu zahlreichen Abrissen von Häusern, auch von solchen, die kaum oder gar nicht beschädigt waren. Auf diese Weise versuchte man, die Ortschaften vollständig neu zu konzipieren. Schätzungen nach wurden so in der gesamten Zone (Bliesgau und Saargau) rund 2000 Häuser abgerissen, die teilweise kaum oder gar nicht beschädigt waren.
Zu dieser dörflichen Neuorganisation gehörten auch die Erbhöfe, die den Familien zugeteilt wurden, die ihre Bauernhäuser verloren hatten. Gleichzeitig sollten mit den Höfen der zunehmenden landwirtschaftlichen Zersplitterung entgegengewirkt werden, da diese nicht mehr der Erbteilung unterlagen.
Die Erbhöfe unterscheiden sich architektonisch von den anderen landläufig verbreiteten Bauernhäusern. So sollten z. B. das Satteldach Traditionsgebundenheit ausstrahlen. Typisch auch die Steinsäulen an der Frontseite. Die Bebelsheimer Erbhöfe sind weitestgehend originalgetreu und wurden in den Jahren 2013-2014 stilgerecht renoviert.
An Geppkauler Hof bei Ormesheim, dem Hof am Römerturm bei Erfweiler-Ehlingen und den zwei Erbhöfen bei Bebelsheim stehen seit 2011 farbige Objekttafeln, die an die Geschichte der vier Höfe erinnern.
Mehr Informationen zur „Nationalsozialistische Dorfarchitektur und Raumplanung im Saarland und in Lothringen“ findet sich in dem |➚| Beitrag von Gerhild Krebs.